Future
Berlin – 07. Oktober 2019
Modernisierung, Kapazitätssteigerung, Digitalisierung: Das sind die Zielsetzungen, die die Schiene für die Verkehrswende fit machen müssen. Mit selbstbewusstem Optimismus stellen sich Bahnunternehmen und Bahnindustrie den Aufgaben.
Das Railway Forum in Berlin ist eine alle zwei Jahre stattfindende hochkarätige Branchenveranstaltung. Dieses Mal stand sie ganz unter dem Eindruck der Klimaschutz-Diskussion. Sie gibt dem Eisenbahnwesen nicht nur Rückenwind, sondern treibt die Entwicklung des Schienenverkehrs ausgesprochen stürmisch voran, hieß es immer wieder in Vorträgen und Diskussionen. Die Messlatte liegt hoch: „Mit dem Internet of Things schaffen wir Anwendungen, die unsere Kunden und unsere Mitarbeiter begeistern”, erklärte beispielsweise Rolf Härdi, Technikchef der Deutschen Bahn und Schirmherr des Forums. „Wir wollen die alte und die neue Bahnwelt zusammenbringen und die Schiene pünktlich, zuverlässig, agil, jahreszeitenfest und attraktiv machen.”
Bundesregierung muss jetzt liefern
Hochrangige Industriemanager demonstrierten Selbstbewusstsein. „Es gibt keine Alternative zur Schiene”, befand Michael Fohrer, Chef der Bahnsparte von Bombardier Transportation. Und Michael Peter, Vorstandsvorsitzender der Siemens Mobility, stellte fest: „Wir müssen nicht mehr über Verspätungsminuten, sondern über Kapazitätserweiterungen diskutieren.” Ben Möbius, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bahnindustrie (VDB): „Mehr Klimaschutz braucht mehr Schiene. Sie kann mehr Mobilität mit weniger Emissionen bieten. Damit gelingt ihr die Quadratur des Kreises.” Michael Ziesemer, Präsident des Zentralverbandes der Elektroindustrie (ZVEI) mahnte die zügige Realisierung aller Fitnessprogramme für die Eisenbahn an: „Tempo ist ein zentrales Thema für den Klimaschutz.” Doch vielfach fehle immer noch der Wille zur raschen Umsetzung: „Die Bundesregierung muss jetzt liefern.”
Schiene muss stabil und verlässlich werden
Die Konferenz verdeutlichte immer wieder die Rolle der Bahn als Rückgrat und als Partner künftiger klimaneutraler Mobilitätssysteme. Michael Eisenhuth von Schaeffler Technologies: „Intermodalität ist der Schlüssel. Wir müssen es für den Nutzer so einfach wie möglich gestalten” – beim Übergang von einem Verkehrsmittel zum anderen ebenso wie bei den Bezahlsystemen. Johannes Emmelheinz von Siemens Mobility legte aber den Finger in die Wunde: Das System Schiene müsse zunächst stabil und verlässlich gemacht werden – zu hundert Prozent. Solange dies nicht gewährleistet sei, würden sich viele potenzielle Kunden dann doch lieber für das Auto entscheiden. Die Bahnhöfe als „Zugang zum System” müssten auch für spezielle Kundenwünsche gerüstet sein, betonte Susanne Henckel, Geschäftsführerin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB). Ihr Beispiel: diebstahlssichere Fahrrad-Abstellmöglichkeiten für Pendler.
Komplexen Zukunftsaufgaben brauchen gemeinsame Anstrengungen
Zentrales Thema für den Aufbau grüner Mobilität ist in vielerlei Hinsicht die Digitalisierung, die in der Branche unter dem Schlagwort „digitale Schiene” diskutiert wird. An ihr sind Start-ups ebenso beteiligt wie mittelständische Zulieferer und die großen Konzerne. Eine wesentliche Erkenntnis des Railway Forums: Die komplexen Zukunftsaufgaben brauchen gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten – mit offen zugänglichen Plattformen und Schnittstellen, mit neuen Geschäftsmodellen und ungehinderten Informationsflüssen und ständigem Datenaustausch zwischen Bahn und Industrie, zwischen Ideen und ihrer Realisierung.
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