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Niedrigwasser am Rhein: Die Schiene trotzt dem Klima

Position
Berlin – 12. September 2019

Bundesminister Andreas Scheuer hat im Sommer den Aktionsplan „Niedrigwasser Rhein“ mit acht Maßnahmen vorgelegt. Dieser wurde gemeinsam mit Vertretern aus Industrie und Binnenschifffahrtsgewerbe entwickelt, um den Güterverkehr gegen extremes Niedrigwasser im Rhein absichern. Hafenbetreiber und Unternehmen fordern darüber hinaus jedoch alternative Lösungen über die Schiene.

Die großen Industrieunternehmen im Rheinland atmen auf: Trotz längerer Trockenphasen war der Schiffsverkehr auf dem Rhein im Sommer 2019 uneingeschränkt möglich. Nach Angaben der Bundesanstalt für Gewässerkunde lassen alle Berechnungen jedoch darauf schließen, dass künftig mehr und längere Phasen mit niedrigen Wasserständen zu erwarten sind. Der Betreiber der Häfen in Neuss, Düsseldorf und Köln ist auf extreme Wasserpegel vorbereitet. „Da die RheinCargo neben dem Betrieb von sieben Binnenhäfen am Rhein auch eine der größten privaten deutschen Güterbahnen unterhält, sind wir in der Lage, unseren Kunden alternative Transportmöglichkeiten auf der Schiene anzubieten“, erklärt Wolfgang Birlin, Geschäftsführer für den Bereich Eisenbahn bei der RheinCargo.

Pendelschiff zum Gleisanschluss

Hafenbetreiber, Industrie und Verbände sind jedoch gewarnt, denn die Erfahrungen der langen und extremen Niedrigwasserperiode des Jahres 2018 haben deutlich gemacht, dass Güterverlagerungen auf Straße und Schiene die Einschränkungen der Wasserstraße nicht unbegrenzt abfangen können. Rheinaufwärts versuchte die Betreiberfirma des Bonner Hafens, Am Zehnhoff-Söns (AZS), im vergangen Jahr ihre Ladung auf Lkw oder Schiene umzudisponieren. Über einen Gleisanschluss verfügt AZS jedoch erst im Moselhafen Trier. Daher mussten die Container mit einem eigenen Binnenschiff dort hingefahren beziehungsweise abgeholt werden.

Schienenshuttle soll Rhein entlasten

Erich Staake, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG, fordert deshalb alternative Lösungen für die Branche. „Angesichts zu niedriger Brücken und maroder Schleusen ist der Containerverkehr im Kanalsystem abseits des Rheins viel zu stark eingeschränkt. Der Ausbau nimmt zu viel Zeit in Anspruch, um schnell auf die Herausforderungen reagieren zu können“, betont Staake. Er fordert daher Shuttle-Angebote über die Schiene zu wichtigen Logistikdrehscheiben wie dem Seehafen in Antwerpen.

Versorgung von Wirtschaft und Bevölkerung sichern

Um Versorgungsengpässen besser entgegenwirken zu können, will Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer acht Maßnahmen umsetzen, mit denen den klimawandelbedingten Herausforderungen am Rhein begegnet werden soll.

Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur

„Die extremen Trockenperioden der vergangenen Jahre haben gezeigt: Wenn die Schiffe auf dem Rhein nicht fahren können, bleiben die Tankstellen leer und Unternehmen müssen ihre Produktion zurückfahren. Um die Versorgung der Bevölkerung und den Wirtschaftsstandort auch für die Zukunft zu sichern, haben wir einen Aktionsplan mit acht konkreten Maßnahmen aufgestellt. Denn klar ist: Wir müssen jetzt handeln, um die Transportbedingungen auch mit Blick auf klimatische Veränderungen konstant hoch zu halten.“

Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur

Die 8 Punkte im Überblick

  1. Verbesserung der Wasserstandsvorhersage
    Die Weiterentwicklung operationeller Vorhersagen und Trendaussagen zur Wasserstandsentwicklung an den Pegeln des Rheins soll die zuverlässige Planung der Transportlogistik gerade in Niedrigwasserperioden unterstützen.
  2. Einrichtung des DAS-Basisdienstes Klima & Wasser
    Die Einrichtung des DAS-Basisdienstes Klima & Wasser ist im Kontext der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) vorgesehen und soll zukünftig kontinuierlich aktuelle und einheitliche Grundlagen für die Anpassung der Verkehrsinfrastruktur an den Klimawandel bereitstellen.
  3. Bereitstellung aktueller Tiefeninformationen für die Schiffsführung Um der Schiffsführung eine bessere Ausnutzung der vorhandenen Fahrrinnentiefen zu ermöglichen, soll die Bereitstellung von aktuellen Tiefeninformationen in der elektronischen Binnenschifffahrtskarte vorangetrieben werden. 
  4. Anpassung der Transportkonzepte/Optimierung der Transport- und Ladungsgefäße
    Neben der Ausschöpfung von Verlagerungsmöglichkeiten sowie Schaffung und Ausschöpfung von Lagerkapazitäten sollen niedrigwassergeeigneter Schiffstypen, moderne Leichtersysteme sowie die Digitalisierung Ansätze zur Optimierung bieten.
  5. Beschleunigte Umsetzung der „Abladeoptimierung am Mittel- und Niederrhein“
    Die im Bundesverkehrswegeplan 2030 verankerten Wasserstraßeninfrastrukturmaßnahmen sollen die Transportbedingungen des Verkehrsträgers für die Industriestandorte im Rheineinzugsgebiet verbessern.
  6. Beschleunigung durch Maßnahmengesetze 
    Der Erlass eines „Maßnahmengesetzes“ anstelle des üblichen Planfeststellungsbeschlusses soll die Umsetzung von Infrastrukturmaßnahmen beschleunigen.
  7. Untersuchung wasserbau- und wasserwirtschaftlicher Optionen 
    Zur Sicherstellung zuverlässig kalkulierbarer Transportbedingungen am Rhein, wie beispielsweise Stau- und Speicherlösungen, soll die Machbarkeit aller wasserbau- und wasserwirtschaftlicher Optionen ergebnisoffen untersucht werden.
  8. Gesellschaftlicher Dialog
    Zur Schaffung von Akzeptanz für notwendige Infrastrukturmaßnahmen wie auch zur Untersuchung zukünftiger Anpassungsmaßnahmen an Klimaänderungen am Rhein planen die Unterzeichner einen intensiven gesellschaftlichen Dialog mit Politik, Wirtschaft und Umweltverbänden. 

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