Future
Berlin – 06. Juli 2020
Mit dem Rail Freight Data Hub will der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) eine gemeinsame Datenplattform für den Schienengüterverkehr auf den Weg bringen und so die Digitalisierung der Branche weiter vorantreiben. Die Weichen sind bereits gestellt. Weitere Schritte sollen folgen. Das Ziel: Dienstleistungsqualität erhöhen, Prozesse beschleunigen und die Fehlerquote minimieren.
Wer heute im Alltag etwas bei einem Online-Händler bestellt, erwartet vor allem eine prompte Lieferung oder zumindest einen zuverlässigen Hinweis über den Verbleib der Ware beziehungsweise eine Prognose darüber, wann mit dieser zu rechnen ist. Eine solche Ankunftsprognose und die Möglichkeit der Nachverfolgung von Sendungen ist mittlerweile in vielen Wirtschaftsbereichen Standard. Die Digitalisierung macht es möglich. Auch der Güterverkehr auf der Schiene ist nach Aussage von VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff prädestiniert für mehr Standardisierung und Digitalisierung. Allerdings: „Gegenwärtig schöpft die Branche ihr Potenzial nicht aus und wir haben einen heterogenen Stand der Technik: Manche Unternehmen haben ihre Prozesse durchdigitalisiert und maschinenlesbar gestaltet, andere arbeiten mit manuellen Verfahren.“ Was bislang fehlt, ist eine gemeinsame Datenplattform, um die Prozesse effizienter und letztlich kundenfreundlicher zu gestalten. Zahlreiche Anwendungen und Datenströme sind nicht miteinander vernetzt oder standardisiert.
Deutliche Ersparnis
Das soll sich mit dem Rail Freight Data Hub ändern. Das Projekt wird bereits seit einiger Zeit in den VDV-Gremien in Kooperation mit Mitgliedsunternehmen vorangetrieben. Im Zuge eines Pilotprojektes wurden zunächst die zahlreichen Schnittstellen im Transportprozess identifiziert, beispielhafte Anwendungsfälle priorisiert und optimiert durchspielt. Aus insgesamt 30 Schnittstellen in der Transportkette haben die Experten für die erste Phase vier Anwendungsfälle für den Rail Freight Data Hub ausgewählt: eine Buchungsplattform für Dienstleistungen/ggf. Personalressourcen, digitale Lokakte, digitale Zugakte und zentraler Datenaustausch von Telematik/GPS-Informationen. „Im Ergebnis würden wir allein mit diesen vier Verbesserungen, konservativ geschätzt, 27 Millionen Euro sparen und damit bereits im zweiten Jahr die Kosten mehr als eingespielt haben. Es lohnt sich also auch wirtschaftlich. Wir können durch einen gesamthaften Ansatz aufeinander abgestimmter Geschäftsprozesse und der Nutzung von Datenpools wesentlich effizienter werden – was sich auch bei den Kunden bemerkbar machen wird“, unterstreicht Oliver Wolff die Vorzüge der Plattform.
Branchenlösung steht allen offen
Angestrebt wird eine Branchenlösung, die allen Unternehmen offenstehen soll und von diesen später auch selbst getragen wird. Der VDV ist jetzt mit den Mitgliedsunternehmen des Schienengüterverkehrs dabei, die Voraussetzungen zu schaffen, um in der nächsten Phase eine Gesellschaft zu gründen, die diese Aufgabe vorantreibt. „In den nächsten Monaten werden wir unter anderem sämtliche funktionalen Anforderungen und Prozesse erarbeiten, das Geschäftsmodell entwickeln mit dem Ziel, im Anschluss die Gesellschaft zu gründen“, so Oliver Wolff auf einer VDV-Pressekonferenz Mitte Juni. Für die Entwicklung des Hubs werden auch Fördermittel seitens des Bundes beantragt. Der künftige Betrieb und idealerweise auch die künftigen Entwicklungsschritte sollen dann nach Angaben des VDV durch Nutzungsgebühren der teilnehmenden Unternehmen finanziert werden. Das jetzt startende Vorprojekt soll möglichst bis Ende des laufenden Jahres abgeschlossen sein. Danach könnte das Kernprojekt mit der Entwicklung des Hubs für die ersten Use Cases folgen. Im Idealfall, so der VDV, könne man in 2021 erste Pilotanwendungen auf den Weg bringen.
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