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Radverkehr – stark im Umweltverbund

News
Berlin – 24. Juni 2020

Zur Stärkung des Radverkehrs haben erste Bundesländer wie Berlin eigene Fahrradgesetze geschaffen. Ist das eine Grundlage für die dringend notwendige Verkehrswende?

Vorreiter ist einmal mehr Berlin. Seit dem Sommer 2018 hat die Spreemetropole ein Radgesetz, genauer: ein Mobilitätsgesetz, das nachhaltige Mobilität in den Fokus rückt. Radverkehr wird hier als ein zentraler Baustein im Umweltverbund von Rad-, Fuß- und Nahverkehr anerkannt. Bis 2030 soll das Radverkehrsnetz in Berlin neu festgelegten Standards entsprechen und ausgebaut werden. Allein 100 Kilometer Radschnellwege sollen vor allem Pendlerinnen und Pendlern das Umsteigen ermöglichen. Um diese Entwicklung voranzutreiben, soll auch das Personal aufgestockt werden. Waren 2016 noch 3,5 Stellen für den Radverkehr zuständig, wurden bis Ende des vergangenen Jahres 50 Fachleute eingestellt.

Initiative aus der Bevölkerung

Spannend ist, dass die Initiative für das Gesetz wesentlich aus der Zivilgesellschaft kam. So hatte etwa die „Initiative Volksentscheid Fahrrad“ im Sommer 2016 rund 105.000 Unterschriften gesammelt und damit Druck auf die rot-rot-grüne Landesregierung aufgebaut, dass sie und andere Verbände am Gesetzentwurf beteiligt wurden. Das Beispiel macht Schule. Auch in Nordrhein-Westfalen hatte die Volksinitiative „Aufbruch Fahrrad“ nahezu 207 000 Unterschriften gesammelt. Zu ihren Forderungen zählen unter anderem 1.000 Kilometer neue Radschnellwege, Fahrradparkplätze und E-Bike-Ladestationen. So soll sich der Anteil des Radverkehrs in NRW bis 2025 von acht auf 25 Prozent erhöhen. Jetzt hat das NRW-Verkehrsministerium nach einer dpa-Meldung in der Süddeutschen Zeitung Eckpunkte für ein Fahrradgesetz fertiggestellt. Radschnellwege sowie regionale und kommunale Radwegenetze sollen den Eckpunkten des Ministeriums zufolge bedarfsgerecht ausgebaut werden. Dafür soll ein Bedarfsplan aufgestellt werden. Ziel des Landes sei, mittelfristig finanzielle Mittel für den Bau von Radwegen in gleicher Höhe wie für den Bau von Landesstraßen bereitzustellen. Der Erhalt und die Sanierung der bestehenden Radwege sollen vorangetrieben werden. Auch Wirtschafts- und Betriebswege sollten möglichst umfassend für den Radverkehr freigegeben werden, meldet dpa. Auch in anderen Bundesländern tut sich etwas. So berichtet der Verein Changing Cities auf seiner Website aktuell von bundesweit 34 Radentscheiden und 719.566 abgegebenen Unterschriften (Stand Mai 2020).

Stark im Umweltverbund

Auf die besonderen Stärken des Rads gerade auch im Kontext Verkehrswende verweist das Umweltbundesamt. Danach schätzen Experten, dass sich in Ballungsgebieten bis zu 30 Prozent der Pkw-Fahrten auf den Radverkehr verlagern ließen. Seine besondere Stärke sieht das Umweltbundesamt vor allem im Verbund mit anderen Verkehrsträgern: Bei der Gesamtheit der klimafreundlichen Verkehrsmittel spricht man vom Umweltverbund. So könnten zum Beispiel öffentliche Fahrradausleihsysteme zusammen mit dem ÖPNV sogar die autofixierte Mobilität weitgehend ersetzen, schreibt das Umweltbundesamt. Das Rad ergänzt also sinnvoll den Nahverkehr. Stark umstritten ist allerdings das Thema Fahrradmitnahme in Bussen und Bahnen: „Bei großer Nachfrage nimmt ein Fahrrad anderen Fahrgästen den Platz weg“, so VDV-Präsident Ingo Wortmann. Da es erfahrungsgemäß gerade zu den Hauptverkehrszeiten in voll besetzten Bussen und Bahnen zu Konflikten kommen kann, sind hier besondere Lösungen erforderlich. Alternativ zu einer Mitnahme etwa in Bahnen soll in NRW laut der dpa-Meldung daher der Bau von sicheren Radabstellanlagen an Haltestellen gefördert werden. Die Mitnahme von Fahrrädern stehe vor allem zu Stoßzeiten im Konflikt mit dem Ziel, mehr Menschen für die Nutzung des ÖPNV zu gewinnen. Fahrräder brauchen daher besseren und sichereren Verkehrsraum als heute, allerdings besser nicht den bereits besetzten Raum in den Bussen und Bahnen.

In Zeiten der Pandemie bietet sich ein Gedankenexperiment an: Man stelle sich vor, man hätte die Rekord-Fahrgastzahlen aus den letzten Jahren – zusammen mit der derzeit coronabedingt hohen Radnutzung. Das wäre ein großer Schritt Richtung Verkehrswende und gut für das Klima.

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