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„Die Menschen wollen den öffentlichen Nahverkehr.“

News
Berlin –  29. August 2022

Einfach, verständlich und überall flexibel nutzbar: Die praktischen Vorteile des 9-Euro-Tickets haben die Menschen überzeugt. Das belegt die bundesweite Marktforschung, die der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zusammen mit der Deutschen Bahn und den Marktforschungsinstituten Forsa und RC Research im Auftrag von Bund und Ländern im Aktionszeitraum 1. Juni bis 31. August 2022 durchführt. 

Die bereits vorliegenden Ergebnisse bewerteten die Verkehrsminister:innen der Länder in einem digitalen Pressegespräch zwei Tage vor dem Aktionsende. Ungeachtet der Diskussionen über eine Nachfolgeregelung fordern Landespolitik und Branchenverband langfristige Finanzierungsgrundlagen für einen zukunftsfähigen öffentlichen Nahverkehr.

Die Bilanz: 52 Millionen verkaufte 9-Euro-Tickets und deutliche CO2-Einsparungen

Schon die Verkaufszahlen sprechen für den Erfolg des 9-Euro-Ticket: Rund 52 Millionen der günstigen, bundesweit gültigen Nahverkehrstickets wurden seit Aktionsstart bis Ende August verkauft. Hinzu kommen etwa zehn Millionen Abonnent:innen, die das vergünstigte Ticket jeweils monatlich über den gesamten Aktionszeitraum hinweg automatisch erhielten und nutzten. Der Verzicht auf Autofahrten war der begleitenden Marktforschung zufolge gerade für Neukund:innen der zweitwichtigste Kaufgrund nach dem günstigen Preis. Die wöchentlich geführten 6.000 Interviews der Marktforscher:innen lassen einen deutlichen Verlagerungseffekt vom Pkw zum ÖPNV erkennen: 10 Prozent der Fahrten mit dem 9-Euro-Ticket haben eine Fahrt ersetzt, die sonst mit dem Auto unternommen worden wäre. „Ein attraktives ÖPNV-Angebot ist somit auch ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz“, resümierte VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff. Parallel zur laufenden Marktforschung hatte der Branchenverband eine Abschätzung zur Einsparung schädlicher Klimagase in den drei Monaten des 9-Euro-Tickets vorgenommen: Auf Grundlage der vom Pkw auf Busse und Bahnen verlagerten Fahrten hat das 9-Euro-Ticket demnach rund 1,8 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Ein Jahr Tempolimit auf den Autobahnen würde keine größeren Einsparungen bringen.


„Die Menschen wollen den öffentlichen Nahverkehr, wenn das Ticket einfach und verständlich sowie überall flexibel nutzbar ist. Und sie sind bereit, ihr Auto dafür stehen zu lassen, wenn so ein Ticket nicht nur über den überschaubaren Zeitraum von drei Monaten geht.“
Dr. Maike Schaefer, Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz / Senatorin für Mobilität der Hansestadt Bremen

„Das 9-Euro-Ticket hat nicht nur die Bürgerinnen und Bürger finanziell entlastet, sondern auch eine eindeutig positive Wirkung fürs Klima. Alle verantwortlichen Akteure sollten daher jetzt zügig über die Fortsetzung und Weiterentwicklung eines solchen Angebots entscheiden. Wenn wir Verkehrswende und Klimawandel ernst nehmen, dann müssen wir jetzt handeln.“
Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)

„Es muss eine überzeugende Anschlusslösung für ein bundesweites Nahverkehrsticket gefunden werden, um die Bürgerinnen und Bürger weiterhin zu entlasten, die in Zeiten steigender Preise und Kosten darauf angewiesen sind. Zugleich muss dabei der Ausbau in den ÖPNV finanziell sichergestellt werden, denn allein der Ticketpreis genügt nicht, um die Menschen dauerhaft zum Umstieg zu bewegen.“
Petra Berg, Ministerin für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz des Saarlandes

„Der Bund ist gefordert, einen tragfähigen und nachhaltigen Vorschlag zu einer möglichen Nachfolge des 9-Euro-Tickets vorzulegen und die Kosten hierfür aufgrund seiner verfassungsrechtlichen Finanzierungsverantwortung vollständig zu tragen.“
Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg

„Um eine Angebotsoffensive zu starten, ist die Unterstützung des Bundes unerlässlich. Die Länder tun viel, um Busse und Bahnen zu stärken. Ohne eine deutliche Anhebung der Regionalisierungsmittel kann aber das Angebot im öffentlichen Nahverkehr nicht ausgebaut werden.“
Winfried Hermann, Verkehrsminister des Landes Baden-Württemberg


Zukunftsfähiger ÖPNV: Anschlusslösung und langfristige Finanzierungsgrundlagen

Wie geht es nach dem 9-Euro-Ticket weiter? Anfang Oktober findet im Zuge des turnusmäßig anstehenden Fahrplanwechsels bundesweit eine Umstellung der Vertriebssysteme statt. Vor diesem Hintergrund schlug VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff vor, den kommenden Monat zu nutzen, um spätestens bis dahin gemeinsam eine für die Verkehrsunternehmen wirtschaftliche und für die Fahrgäste attraktive Lösung zu erarbeiten. Ein attraktiver, zukunftsfähiger ÖPNV braucht allerdings mehr als ein bundesweit attraktives Ticketangebot. Der VDV und die Verkehrsminister:innen der Länder zeigten sich im Pressegespräch einig darüber, dass massive Investitionen in den Ausbau der öffentlichen Mobilität und langfristige Finanzierungsgrundlagen ebenso notwendig sind „Jetzt müssen Lösungen erarbeitet werden, die den Nah- und Regionalverkehr in urbanen und ländlichen Räumen ausbauen und stärken. Das ist nur auf Basis einer langfristig gesicherten Finanzierungsgrundlage möglich, die den ÖPNV auf Dauer leistungsfähig und für alle bezahlbar macht. Hier ist insbesondere der Bund gefordert“, betonte die Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz Dr. Maike Schaefer. Auch diese Forderung wird durch die Ergebnisse der Marktforschung zum 9-Euro-Ticket untermauert. Die Befragten, die das Ticket nicht gekauft haben, führten neben fehlenden Nutzungsanlässen (37 Prozent) und einer generellen Vorliebe fürs Auto (35 Prozent) vor allem umständliche Verbindungen (33 Prozent) auf. Gerade im ländlichen Raum dominierten als Nichtkaufgründe umständliche Verbindungen, eine unzureichende Taktung, eine zu lange Fahrtdauer und die Entfernung zur Haltestelle.

9-Euro-Ticket: Die Ergebnisse der Marktforschung im Detail

Das 9-Euro-Ticket ist eine Initiative der Bundesregierung im Rahmen des Energie-Entlastungspaketes, auf das sich der Koalitionsausschuss bei seinem Treffen vom 23. März 2022 verständigt hatte. Es wurde begrenzt auf die drei Monate Juni, Juli und August 2022 angeboten und im Auftrag von Bund und Ländern mit einer bundesweiten Marktforschung begleitet. Koordiniert durch den VDV und die Deutsche Bahn, haben die Meinungsforschungsinstitute Forsa und RC Research 6.000 Interviews pro Woche durchgeführt. Im Aktionszeitraum wurden insgesamt 78.000 Personen – Kund/innen sowie Nichtkäufer/innen – befragt. Das sind die bisherigen Ergebnisse:

Resonanz: Neukund:innen und Gelegenheitsfahrer:innen

Das 9-Euro-Ticket besaßen im Aktionszeitraum zwischen 47 und 49 Prozent der Befragten. 20 Prozent der Käufer:innen waren Neukund:innen ohne jegliche ÖPNV-Erfahrung, 27 Prozent gelten als aktivierte Kund:innen, die den ÖPNV zuvor seltener als einmal im Monat genutzt haben. In ländlichen Regionen allerdings war er Anteil der 9-Euro-Ticket-Besitzer:innen nur halb so hoch wie in städtischen Gebieten.

Nutzung: Alltagswege im Fokus

52 Prozent der Käufer*innen und Abonnent*innen nutzen das Ticket für alltägliche Fahrten (Erledigungen, Arztbesuche, Shopping etc.), 40 Prozent für Besuchsfahrten und 37 Prozent für Wege zur Arbeitsstätte. Ausflugsfahrten und Städtereisen folgen mit 33 bzw. 32 Prozent. Allerdings fanden mehr Fahrten über Verbund- und Tarifgrenzen statt: bei Ticket-Käufer:innen zu 31 Prozent, bei Ticket-Abonnent:innen zu 26 Prozent.

Kaufgründe: Preis, Flexibilität und Pkw-Verzicht

Top-Kaufgrund für das 9-Euro-Ticket war der Preis. 69 Prozent der Befragten gaben genau das an. Interessanterweise aber spielte der Preis für Neukund:innen (56 Prozent) und Gelegenheitsfahrer:innen (66 Prozent) eine geringere Rolle als für Bestandskund:innen (76 Prozent). Die flexible Nutzung war mit zuletzt 51 Prozent ein weiterer häufig genannter Grund für das 9-Euro-Ticket. Als weiteren Kaufgrund nannten die Befragten den Verzicht auf Autofahrten (41 bis 43 Prozent); Neu- und Gelegenheitskund:innen war dies sogar der zweitwichtigste Kaufgrund.

Zufriedenheit: steigende Attraktivität

Die Zufriedenheitswerte der Nutzer:innen des 9-Euro-Tickets waren von Anfang an hoch: 88 Prozent der Befragten zeigten sich mindestens zufrieden, jeder / jede Fünfte sogar vollkommen zufrieden mit dem Angebot. Als positiv bewertet wurden insbesondere die Einfachheit und die Verständlichkeit des Tickets. Allerdings zeigten sich in der Bewertung regionale Unterschiede. In Metro- und Regiopolen waren die Nutzer:innen deutlicher zufrieden als in ländlichen Regionen.

Verkehrsverlagerung: weniger Pkw-Fahrten

Nach den Schätzungen der Marktforschung wurden pro Monat rund 1 Milliarde Fahrten mit dem 9-Euro-Ticket unternommen. Dabei hat das günstige, bundesweit gültigen Ticket eine Verkehrsverlagerung begünstigt: 10 Prozent der Fahrten haben eine Fahrt ersetzt, die sonst mit dem Auto gemacht worden wäre. Insgesamt liegt der Anteil der aus anderen Verkehrsmitteln verlagerten Fahrten bei 17 Prozent.

Klimawirkung: rund 1,8 Millionen Tonnen CO2-Einsparung in nur drei Monaten

Jede sechste Fahrt mit dem 9-Euro-Ticket wurde aus anderen Verkehrsmitteln verlagert. Jede zehnte Fahrt ersetzte dabei das Auto. Auf Grundlage der vom Pkw verlagerten Fahrten schätzt der VDV (auf Basis des so genannten TREMOD-Modells zur Berechnung von Emissionen), dass im Aktionszeitraum rund 1,8 Millionen Tonnen CO2 eingespart wurden. Das entspricht den erwarteten Einsparungen eines Jahres Tempolimit auf den Autobahnen.

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