Position
Berlin – 31. Juli 2019
Kein Klimaschutz ohne Verkehrswende. Das ist ziemlich klar, doch Politik und Bürger müssen radikal umdenken. Und das fällt schwer.
Es wird ein Abschied von Illusionen. Klimaschutz zum Nulltarif: ein unerfüllbarer Traum! Doch die beginnenden politischen Diskussionen um die „Bepreisung” des CO2-Verbrauchs signalisieren neue Denkansätze. Endlich. Wie immer in unserem Gemeinwesen gibt es unterschiedliche Wege zum Ziel, von der Steuer bis zum Zertifikatehandel. Offen ist auch die Frage, ob besser Verbote oder Anreize zur Senkung von Treibhausgasemissionen führen. Bleibt zu hoffen, dass das Klimakabinett der GroKo den Ernst der Lage begreift und sich daran erinnert, welchen Klimaschutzzielen die Bundesrepublik bis 2030 gegenüber der EU verpflichtet ist.
Nichtstun ist keine Option
Denn: „Nichtstun ist keine Option”. So formulierte es Ottmar Edenhofer, Professor an der TU Berlin und Chef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, in einem Zeitungsinterview. Und er schickte eine alarmierende Zahl hinterher: Wenn Deutschland seine Emissions-Reduktionsziele bis 2030 nicht erreicht, sind Strafzahlungen an die EU fällig, die sich auf 30 Milliarden Euro anhäufen könnten.
Investieren statt Strafen zahlen
Damit kommen wir zum Thema Verkehrswende: Diese 30 Milliarden sollten doch allemal Geld sein, das besser für mehr klimaneutrale Mobilität verwendet wird! Das hat nach den Grünen nun auch ein führender CDU-Politiker erkannt: Ralph Brinkhaus, Chef der Bundestagsfraktion, spricht in einem Interview gar von einer „Anstrengung, die mehrere hundert Milliarden in den nächsten zehn Jahren kosten wird”. Die Erkenntnis: „Unser Leben wird nicht schlechter werden, aber es wird sich verändern.”
Fällig ist auch der Abschied von einer über lange Zeit wohlig ausgemalten weiteren Illusion: Das autonome, also fahrerlose Fahren mit dem Elektroauto für jedermann, vergleichbar dem heutigen Individualverkehr, wird möglicherweise nie kommen. Experten beschreiben die Situation: Zu viel hochtechnischer Aufwand für einen verkehrssicheren Betrieb auf der Straße würde die Kaufpreise für solche Fahrzeuge in schwindelnde Höhen treiben. Die kann sich dann kaum jemand leisten. Fachleute favorisieren lieber Ideen des automatisieren Fahrens – und haben dabei auch den Öffentlichen Personennahverkehr im Blick: Wo es gelingt, Busse und Bahnen auf elektronisch überwachten Linienwegen rund um die Uhr möglichst auf App-Anruf „on demand” einzusetzen, bekommt der ÖPNV neue Qualität. Die braucht er: Qualität für klimaneutrale Mobilität.
ÜBER DEN AUTOR
Eberhard Krummheuer fährt seit Kindesbeinen mit Bussen und Bahnen. Erst mangels Familienauto, dann trotz Familienauto. Der öffentliche Verkehr beschäftigt ihn sein Berufsleben lang als Journalist, viele Jahre als Redakteur der Wirtschaftszeitung „Handelsblatt”. Nun kommentiert er für Deutschland mobil 2030 aktuelle Entwicklungen in Sachen Mobilität und Logistik.
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