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Ersatzteile aus dem 3D-Drucker

Future
Berlin – 14. August 2019

Die Deutsche Bahn lässt über den Berliner Spezialisten Gefertec Ersatzteile über ein innovatives 3D-Druckverfahren herstellen und will so Reparaturen beschleunigen. Dank des besonderen Verfahrens können nun erstmals auch schwere Metallteile gedruckt werden.

Optisch macht so ein Radsatzlagerdeckel vielleicht nicht viel her. Und doch erfüllt das Ersatzteil aus Metall einen wichtigen Zweck: Der Radsatzlagerdeckel schützt die Rangierlokomotive zum Beispiel vor aufwirbelnden Schottersteinen. Ohne ihn steht die Lok still. Kam es in der Vergangenheit dazu, konnte dieser ungewollte Stillstand mitunter schon einmal etwas länger dauern. Denn Warte- und Lieferzeiten können bei diesen Spezialteilen laut der DB schon einmal bis zu 24 Monate betragen. Und ohne das Ersatzteil durfte das Fahrzeug nicht auf die Schiene.

Dank des Verfahrens des Berliner Unternehmens Gefertec soll sich das ändern. Damit ist es erstmals möglich, auch schwerere Metallteile gewissermaßen per Knopfdruck zu drucken – und Lieferzeiten auf diese Weise drastisch zu verkürzen. So nahm das Drucken eines Radsatzlagerdeckels nach den Angaben des Unternehmens rund sieben Stunden in Anspruch. Grundlage für den 3D-Druck sind Konstruktionsvorlagen, die auf Zeichnungen oder eingescannten Objekten beruhen. „Mit dem Durchbruch beim Metalldruck können wir jetzt schrittweise eine schnellere Versorgung mit Ersatzteilen sicherstellen und die Fahrzeuge gehen zügig wieder auf die Strecke“, sagt Prof. Dr. Sabina Jeschke, DB-Vorstand Digitalisierung und Technik. „Ziel ist es, bis 2021 rund 10.000 verschiedene Ersatzteile über den 3D-Druck abrufbar zu machen.“

Um dieses Ziel weiter voran zu treiben und die Prozesse weiter zu optimieren, will die DB als erstes Mobilitätsunternehmen ihre Lieferanten im 3D-Druck zertifizieren. Prüfung und Zertifizierung übernimmt dabei der TÜV SÜD.

Damit nicht genug, will die DB den 3D-Druck in diesem Jahr erstmals auch in die Berufsausbildung einbinden. Soll heißen: Alle rund 200 Berufsanfänger, die im September 2019 ihre Ausbildung in einem der zwölf großen Instandhaltungswerke der DB beginnen, werden künftig Teile im 3D-Druckverfahren herstellen. Da die gewerblich-technische Ausbildung den 3D-Druck bisher noch nicht berücksichtigt, hat die DB dafür eigene Ausbildungsinhalte entwickelt.

Grundsätzlich neu ist das Thema 3D-Druck für die DB im übrigen nicht. Seit 2015 wurden bei der Deutschen Bahn bereits mehr als 7.000 Ersatzteile im 3D-Drucker gefertigt. Insgesamt können heute mehr als 120 verschiedene Teile hergestellt werden: Darunter befinden sich beispielsweise Lüfterräder, Kopfstützen für Regionalzüge, sowie unterschiedliche Gehäuse wie ein Klemmenkasten, der sensible Kabel für den Zugantrieb schützt. Den Anfang hat seinerzeit ein einfacher, hellgrauer Mantelhaken aus Plastik gemacht, wie er tausendfach in den ICE-Zügen angebracht ist. Dank des neuen Metalldruckverfahrens können nun auch schwere betriebsrelevante Teile herstellen.

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