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Hoffnungsträger Schiene

Future
Berlin – 03. Juni 2020

Mehr Güterverkehr auf der Schiene ist eine entscheidende Voraussetzung für das Gelingen der Verkehrswende. Branche und Politik wollen den Anteil in einem wachsenden Markt bis 2030 von derzeit 19 auf 25 Prozent ausbauen. Der Kombinierte Verkehr und verbesserte digitalisierte und automatisierte Prozesse können dazu einen wichtigen Beitrag leisten.

Der Güterverkehr in Deutschland muss künftig in weitaus größerem Maße zum Erreichen der Klimaschutzziele beitragen. Von den 700 Milliarden Tonnenkilometern, die 2018 transportiert wurden, entfielen laut Bundesverkehrsministerium 71,4 Prozent auf den Lkw, 6,7 Prozent auf das Binnenschiff und 2,5 Prozent auf Öl-Fernleitungen. Die umweltfreundliche Güterbahn kommt nur auf 19,4 Prozent, also auf nicht einmal ein Fünftel. Das soll und kann sich ändern: Bis 2030 ist ein Marktanteil von 25 Prozent möglich – das entspricht unter Berücksichtigung des prognostizierten Marktwachstums einem Verkehrsleistungszuwachs von knapp 60 Prozent. Die Corona-Pandemie hat einmal mehr gezeigt, dass auf die Güterbahnen in Deutschland Verlass ist. Zwar waren die Auswirkungen für die Unternehmen des Schienengüterverkehrs (SGV) gravierend, weil beispielsweise die Automobil- und die Stahlindustrie deutlich weniger oder zum Teil gar nicht produziert haben. Dafür wurde die Schiene aber von anderen Branchen wiederentdeckt und etwa verstärkt für den Transport von Lebensmitteln oder Hygieneartikeln genutzt – ein Beleg für die Systemrelevanz, aber nicht einmal annähernd eine Kompensation für die entgangenen Aufträge. Eine wichtige Rolle dabei nahm der Kombinierte Verkehr (KV) ein. Beim KV sind mehrere Verkehrsträger am Gütertransport beteiligt, ohne dass die transportierte Ware beim Wechsel ihr Transportgefäß verlässt. „Mit seiner Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit weist der Kombinierte Verkehr entscheidende Vorteile auf“, erklärt Hans-Steffen Kerth, Fachbereichsleiter Eisenbahnpolitik und -infrastruktur sowie Koordinator der Sparte Schienengüterverkehr beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). „Der KV ist in den vergangenen Jahren über den Markt gewachsen und hat damit zur Stärkung des Schienengüterverkehrs insgesamt beigetragen.“ Diese Stärkung ist dringend erforderlich, denn um das ehrgeizige Wachstumsziel von 25 Prozent zu erreichen, muss die Verkehrsleistung des Schienengüterverkehrs von 129 Milliarden Tonnenkilometern in 2017 bis 2030 auf deutlich über 210 Milliarden Tonnenkilometer wachsen.

Mehr Dynamik gewinnen

Auch der Ganzzugverkehr, bei dem ein Güterzug vom Start- bis zum Zielbahnhof als Einheit verkehrt, besitzt bereits jetzt eine hohe Wettbewerbsfähigkeit, denn er ist gegenüber dem Einzelwagenverkehr schneller und kostengünstiger. Der Ganzzugverkehr wird nach Einschätzung des VDV mit dem Markt wachsen, aber kaum Modal-Split-Effekte generieren können. Die Unternehmen, für die der Ganzzugverkehr aufgrund des hohen Förderaufkommens in Betracht kommt, nutzen das leistungsfähige System bereits jetzt. Anders sieht es dagegen beim Einzelwagenverkehr aus – dem Sorgenkind des Schienengüterverkehrs. Beim Einzelwagenverkehr werden die Wagen in Rangierbahnhöfen gebündelt – ein aufwändiges Verfahren, das teuer und betrieblich schwer zu managen ist. „Es ist nötig, den Einzelwagenverkehr dynamischer zu machen und so für zusätzliches Wachstum im Schienengüterverkehr zu sorgen“, sagt Kerth. „Dazu haben wir gemeinsam mit weiteren Verbänden und Vereinen aus Industrie, Handel und Logistik sowie öffentlichen Einrichtungen eine Gleisanschluss-Charta entworfen. Die Gleisanschluss-Charta knüpft an den Masterplan Schienengüterverkehr an und enthält 53 konkrete Vorschläge, wie Gleisanschlüsse verbessert und kundennahe Zugangsstellen sowie leistungsfähige regionale Infrastrukturen geschaffen werden können.“

Auf dem Sprung ins digitale Zeitalter

Zu den Forderungen der Gleisanschluss-Charta gehören auch mehr Innovationen bei der Digitalisierung sowie Automatisierung der ersten und letzten Meile. Im Projekt „Rail Freight Data Hub“ (RFDH) arbeitet der VDV derzeit an einem besseren Datenaustausch zwischen den Unternehmen innerhalb einer Transportkette. Ziel ist es, eine gemeinsame Datenplattform für den Schienengüterverkehr zu schaffen. Auch von der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK) verspricht sich die Branche eine deutliche Steigerung der Produktivität. Die DAK gewährleistet eine zuverlässige Stromversorgung sowie Datenkommunikation innerhalb des gesamten Güterzugs. Sie bietet gegenüber der herkömmlichen Technik zahlreiche Vorteile, denn neben enormen Effizienz- und Zeitgewinnen unterstützt sie die Instandhaltung der Fahrzeige, ermöglicht automatisierte Zugbildungen und Bremsproben sowie die Einbindung in digitalisierte Logistikketten. „Die DAK ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einem erheblich produktiveren und wettbewerbsfähigen Schienengüterverkehr“, ordnet Kerth die digitale Technik ein. „Damit der Sprung vom manuellen ins digitale Zeitalter gelingt, muss die Politik ihren Beitrag leisten und die Finanzierung einer europaweiten Einführung sicherstellen.“ Was darüber hinaus für die Umstellung auf die Digitale Automatische Kupplung erforderlich ist, fasst eine DAK-Charta zusammen, die der VDV sowie weitere führende Verbände des Sektors kürzlich unterzeichnet haben.

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