Zur Website
Direkt zum Inhalt Direkt zur Hauptnavigation

Die Renaissance der Schiene einleiten

News
Berlin – 05. Februar 2021

Die Flugbranche will nach dem Ende der Corona-Pandemie an alte Erfolge anknüpfen. Der aktuelle Stillstand in weiten Teilen des Flugverkehrs kann aber auch als Chance zum Umdenken begriffen werden, schließlich muss mit Blick auf die Klimaschutzziele künftig noch mehr Mobilität auf umweltfreundliche Verkehrsmittel verlagert werden. Wie eine starke Schiene den europäischen Green Deal voranbringen kann, zeigt die aktuelle NGO-Studie „Spring auf den Zug auf! Für eine Renaissance der Bahn in Europa“.

Auf dem Weg zur Klimaneutralität Europas bis 2050 könnte die Schiene eine Schlüsselrolle spielen, denn die meistgeflogenen Strecken in der Europäischen Union (EU) sind kürzer als 700 Kilometer und damit prädestiniert für Bahnfahrten. Noch aber werden nach Angaben der Europäischen Union nur etwa sieben Prozent der Fahrgäste und elf Prozent der Güter per Bahn befördert. Was passieren muss, um den internationalen Schienenverkehr zu stärken, hat die im Dezember 2020 veröffentlichte Studie des Netzwerks „Europe on Rail“ untersucht. Die Verfasser sind überzeugt, dass ein leistungsfähigeres Bahnsystem dazu beiträgt, Menschen und Unternehmen in Europa enger miteinander zu verbinden, Verkehrsemissionen durch die Schaffung von Alternativen zum Straßen- und Luftverkehr zu reduzieren und der Wirtschaft nach der Covid-19-Krise einen grünen Schub zu geben. Sie machen aber auch deutlich, dass das europäische Bahnsystem derzeit nicht in der Lage ist, eine zentrale Rolle in den Verkehrssystemen zu spielen. Der Grund: Die Bahn in der EU sei ein Flickenteppich nationaler Systeme, es fehle eine umfassende europäische Strategie. „Um die Klimaziele im Verkehrsbereich zu erreichen, brauchen wir ein engmaschiges und attraktives Bahnnetz in Europa, das eine echte Alternative zum Flug und zum Auto bietet“, erläutert Lena Donat, Referentin für klimafreundliche Mobilität bei der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch und eine der Autorinnen des Reports.

Einfache Maßnahmen mit großer Wirkung

Statt sich auf den teuren und zeitaufwändigen Ausbau der Infrastruktur zu konzentrieren, schlagen die Verfasser einfachere Maßnahmen ohne große Investitionsbedarfe vor:

  • die Einrichtung neuer direkter, internationaler Tag- und Nachtverbindungen auf bestehender Infrastruktur,
  • die Gewährleistung attraktiverer und bequemerer Buchungen von internationalen
    Bahnverbindungen und
  • Investitionen in grenzüberschreitende Infrastruktur und Schlüsselkorridore.

Zugleich gibt die Untersuchungen Handlungsempfehlungen für Polen, Deutschland, Frankreich und Spanien. Dabei wird Deutschland geraten, die Trassenpreise für Personenzüge zu senken und die Grenzübergänge zu Tschechien und Polen zu elektrifizieren.

Das Europäische Jahr der Schiene nutzen

Auch die Europäische Kommission will den Bahnverkehr stärken. Sie hat 2021 zum Europäischen Jahr der Schiene ernannt mit dem Ziel, die Vorteile des Schienenverkehrs als nachhaltiges, intelligentes und sicheres Verkehrsmittel in den Blickpunkt zu rücken. Adina Vălean, EU-Kommissarin für Verkehr, erklärt: „Die Mobilität der Zukunft muss nachhaltig, sicher, bequem und günstig sein. All das und viel mehr bietet die Bahn. Im Europäischen Jahr der Schiene können wir dieses Verkehrsmittel neu entdecken. Mit einer Vielzahl von Aktionen werden wir der Bahn dazu verhelfen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.“ In der gesamten EU sollen Veranstaltungen, Projekte und Aktivitäten die zahlreichen Vorteile des Schienenverkehrs hervorheben, zum Beispiel die innovative Eisenbahnindustrie, die Rolle der Eisenbahn für die europäische Kultur und das Kulturerbe, die Bedeutung der Schiene für die Anbindung von Regionen, Menschen und Unternehmen, ihren Anteil am nachhaltigen Tourismus und ihre Rolle in den Beziehungen der EU zu Nachbarländern. Zugleich soll das Thema auch auf die Agenda der Legislative rücken – mit Vorschlägen für eine neue Partnerschaft für die Eisenbahnindustrie, bessere Verbindungen zwischen der Schiene und anderen Verkehrsträgern sowie eine insgesamt nachhaltigere Gestaltung des Güterverkehrs.

„Die Mobilität der Zukunft muss nachhaltig, sicher, bequem und günstig sein. All das und viel mehr bietet die Bahn. Im Europäischen Jahr der Schiene können wir dieses Verkehrsmittel neu entdecken. Mit einer Vielzahl von Aktionen werden wir der Bahn dazu verhelfen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.“

Adina Vălean, EU-Kommissarin für Verkehr

Über „Europe on Rail“:

„Europe on Rail“ ist ein Netzwerk von Non-Profit-Organisationen aus Polen, Deutschland, Frankreich, Spanien und Brüssel, das sich für eine Renaissance der Schiene in Europa und entsprechende politische Maßnahmen zur Förderung des grenzüberschreitenden Schienenverkehrs einsetzt. Aus Deutschland beteiligt sich die Organisation Germanwatch an dem Netzwerk.


Das könnte Sie auch interessieren:

2020/2021: Mühsamer Weg zur neuen Mobilität

Bilanz und Ausblick zur Jahreswende stehen unter dem Diktat der Corona-Pandemie. Sie beschränkt unsere Mobilität hautnah und verstellt vielfach den Blick auf den Klimaschutz. Gleichwohl: Im abgelaufenen Jahr ist zumindest ein wachsendes öffentliches Bewusstsein für die drohenden Gefahren der Erderwärmung zu beobachten. Doch immer dringlicher wird es, daraus Konsequenzen zu ziehen.

weiterlesen

NRW-Kommunen steuern Verkehrswende an

Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen setzen auf die Mobilitätswende, um für ihre Bürgerinnen und Bürger mehr Lebensqualität in den Zentren zu entwickeln. Eine „Kommunalumfrage” im bevölkerungsreichsten Bundesland zeigt: In spätestens zehn Jahren wollen viele Kommunen mit dem Umweltverbund von Bus und Bahn, Rad- und Fußwegen die Autos aus den Innenstädten verbannen.

weiterlesen

Güterzüge ab sofort auf leisen Sohlen

Ab Fahrplanwechsel am 13. Dezember dürfen auf deutschen Schienen nur noch „leise Güterwagen” rollen. In einem millionenteuren Kraftakt hat die Bahn-Branche zigtausende Waggons mit „Flüsterbremsen” ausgerüstet, damit sie weniger Rollgeräusch abgeben.

weiterlesen