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Berlin – 21. Oktober 2021
Dr. Jan Schilling ist Geschäftsführer ÖPNV des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Wir haben mit ihm über das wissenschaftliche VWL-Gutachten „Der öffentliche Verkehr: Ein Wirtschaftsfaktor für Deutschland“ gesprochen.
Warum hat der VDV den volkswirtschaftlichen Beitrag des ÖPNV untersuchen lassen?
Wenn es um mehr Klimaschutz und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs geht, wird in erster Linie über die dafür nötigen zusätzlichen öffentlichen Mittel diskutiert. Das ist auch richtig und wichtig, aber neben den unzweifelhaften Vorteilen hinsichtlich Emissionen und ressourcenschonender Mobilität besteht auch ein großer volkswirtschaftlicher Beitrag der Verkehrsunternehmen für die Wertschöpfung in Deutschland und für die Kommunen vor Ort. Diese andere Seite der Medaille muss noch stärker im Bewusstsein der verantwortlichen Akteure und einer breiten Öffentlichkeit verankert werden.
„Mit der Studie wollen wir diese positiven Effekte des öffentlichen Verkehrs stärker in den Vordergrund rücken und damit zu einer umfassenderen Sichtweise beitragen: Öffentlicher Verkehr kostet nicht nur Geld, sondern hat auch einen zusätzlichen hohen volkswirtschaftlichen Wert vor Ort und bundesweit.“
Dr. Jan Schilling, Geschäftsführer ÖPNV des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)
Wie bewerten Sie die Ergebnisse der Studie?
Die aktuelle Studie macht deutlich, dass Deutschland neben der Sicherung der Daseinsvorsorge auch wirtschaftlich spürbar von den Unternehmen des öffentlichen Verkehrs profitiert – sowohl mit Blick auf die Wertschöpfung als auch hinsichtlich der Beschäftigungs- und Einkommenseffekte. Damit liefert sie über den Klimaschutz hinaus wichtige zusätzliche Argumente, um in den nächsten Jahren massiv in den Ausbau und in das Leistungsangebot des ÖPNV und der Eisenbahnen zu investieren.
Die Verkehrsunternehmen sichern eben nicht nur eine klimafreundliche Mobilität, sondern auch hunderttausende regionaler Arbeitsplätze mit tarifgebundenen Löhnen und Gehältern. Jeder Euro, der durch die Verkehrsunternehmen in Deutschland erwirtschaftet wird, ist mit einer zusätzlichen Wertschöpfung in Höhe von 2,10 Euro verknüpft. Mit diesen Kennzahlen liegen wir zum Teil weit vor anderen Wirtschaftszweigen des Mobilitätssektors.
Auch für die Klimaschutzziele im Verkehrssektor haben Bus und Bahn einen hohen Wert: Wie wollen die ÖPNV-Unternehmen nach der Pandemie das dafür nötige Fahrgastwachstum realisieren?
Mit Blick auf die unter deutscher Ratspräsidentschaft verschärften Klimaziele und die damit verbundene Schlüsselrolle des ÖPNV im Verkehrssektor reicht es in der Tat nicht, möglichst zeitnah genauso viele Menschen wie vor der Pandemie in Bussen und Bahnen zu befördern. Wir müssen deutlich mehr Menschen zum Umstieg auf den öffentlichen Verkehr bewegen. Die Branche steht bereit dafür ihren Beitrag zu leisten, indem sie die vorhandenen Systeme modernisiert, deutlich ausbaut und vernetzt.
Verkehrsunternehmen und -verbünde schaffen darüber hinaus neue, attraktive Angebote, die eine flexiblere Nutzung des öffentlichen Verkehrs ermöglichen und damit auf die durch Corona veränderten Mobilitätsgewohnheiten einzahlen. All das stellt in Kombination mit innovativen digitalen Angeboten die Weichen dafür, das wir neue Kunden nach der Pandemie zurückgewinnen, neue Nutzer hinzugewinnen und unseren Beitrag leisten die verschärften Klimaziele zu erreichen.
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